- Beschäftigung: Beschäftigung und Arbeitslosigkeit
- Beschäftigung: Beschäftigung und ArbeitslosigkeitGeht man von einer konstanten Bevölkerungszahl bzw. einem konstanten Erwerbspersonenpotenzial aus, dann verhalten sich Beschäftigung und Arbeitslosigkeit spiegelbildlich. Jede Erhöhung der Beschäftigung führt zu einer Verringerung der Arbeitslosigkeit in gleicher Größenordnung und umgekehrt. Somit sind die Bestimmungsfaktoren für Beschäftigungsänderungen identisch mit jenen für die Arbeitslosigkeit, jedoch in umgekehrter Wirkungsrichtung. Determinanten, die zu Beschäftigungsänderungen führen, sind u. a. Veränderungen des Reallohns und/oder der Produktivität, der qualifikatorischen Anforderungen sowie Änderungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Ein Anstieg der Arbeitsproduktivität bedeutet beispielsweise, dass der gleiche Output mit einem geringeren Arbeitseinsatz bewältigt werden kann. Nicht jede Veränderung in der Nachfrage nach Arbeit führt zu einer entsprechenden Änderung in der Beschäftigung. Kurzfristig können Schwankungen durch Überstunden oder Kurzarbeit abgefedert werden, sodass die Beschäftigtenzahl unverändert bleibt.Bevölkerungswachstum und BeschäftigungDer enge Zusammenhang zwischen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit wird außerdem gelockert, wenn nicht mehr von einer konstanten Bevölkerungszahl bzw. einem konstanten Erwerbspersonenpotenzial ausgegangen wird. Eine Bevölkerung kann durch Zuwanderung wachsen und/oder durch einen Geburtenüberschuss. Übersteigt die Wachstumsrate der Bevölkerung das Beschäftigungswachstum, dann bieten mehr Personen Arbeit an, als von den Unternehmen nachgefragt werden. Als Folge entsteht Arbeitslosigkeit. Unterstellt ist hierbei, dass das gestiegene Arbeitsangebot nicht zu einer Senkung der Reallöhne führt. Sind Arbeitssuchende bereit, zu einem niedrigeren Reallohn zu arbeiten, dann wird Arbeit relativ günstiger zu Kapital, sodass Kapital durch Arbeit substituiert wird. Aber es kann auch ein anderer Effekt eintreten: Sind die Arbeitssuchenden bereit, zu einem geringeren Reallohn zu arbeiten, dann kann es zu Verdrängungseffekten kommen, wenn billigere Arbeitskräfte eingestellt und - bei gleicher Tätigkeit - höher bezahlte im Gegenzug entlassen werden. In diesem Falle ändert sich die Höhe der Arbeitslosigkeit nicht. Der Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit kann am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum von 1983 bis 1991 verdeutlicht werden. In diesem Zeitraum stieg die Zahl der Erwerbstätigen um 2,6 Millionen an. Dieser Anstieg wäre ausreichend gewesen, um die gesamte Arbeitslosigkeit abzubauen (2,3 Mio. 1983). Aber die Zahl der Arbeitslosen ging nur um etwa 600000 Personen zurück. Die restliche Arbeitsnachfrage wurde durch ein gestiegenes Erwerbspersonenpotenzial gespeist, das sich zum einen aus einem kräftigen Bevölkerungsanstieg (+ 2,7 Mio.) und zum anderen aus einem geänderten Erwerbsverhalten ergab. Eine umgekehrte Entwicklung lag zu Beginn der 60er-Jahre in der Bundesrepublik vor; der Bedarf an Arbeitskräften der heimischen Wirtschaft war größer als das Angebot an Arbeit. Bei »nur« 271 000 Arbeitslosen konnte dem Bedarf nicht über einen Abbau der Arbeitslosigkeit entsprochen werden. Da der Bedarf langfristig mittels Überstunden nicht gedeckt werden konnte, warben Unternehmen Arbeitnehmer im Ausland an.Verändertes ErwerbsverhaltenAber nicht nur eine zunehmende Zahl von Erwerbspersonen kann zu einer derartigen Entwicklung führen, auch ein verändertes Erwerbsverhalten bei konstanter Zahl der Erwerbspersonen kann den Zusammenhang zwischen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit stören. Versteht man unter Erwerbspersonen alle Einwohner zwischen 15 und 64 Jahren ohne die Angehörigen von Streitkräften, dann führt z. B. eine steigende Erwerbsbeteiligung der Frauen und/oder vermehrte Teilzeitarbeit zu einer Erhöhung des Arbeitsangebots. Wird dieses zusätzliche Angebot nicht vom Markt aufgenommen, dann steigt die Arbeitslosigkeit.Technologischer Fortschritt und BeschäftigungSowohl bei steigenden als auch bei unveränderten Erwerbspersonenzahlen kann es zu einem Abbau von Beschäftigung kommen, wenn ein inflexibler Arbeitsmarkt nicht angemessen auf Strukturwandel und technischen Fortschritt reagiert. So bewirken z. B. voll- bzw. teilautomatisierte Produktionsanlagen, Onlinebanking, dass die Arbeit von immer weniger Menschen verrichtet werden kann. Arbeitslosigkeit wird nur dann vermieden, wenn entweder in den durch den technischen Fortschritt neu geschaffenen Arbeitsplätzen eine entsprechende Beschäftigung aufgebaut oder über eine Arbeitszeitverkürzung die Arbeit auf mehrere Personen verteilt wird. In diesem Zusammenhang kommt der Qualifikation der Arbeitnehmer eine entscheidende Bedeutung zu. Ist ihr Wissen veraltet, dann werden sie keine neue Beschäftigung mehr finden. Neben diesem qualifikatorischen Mismatch kann es auch zu einem räumlichen Mismatch kommen, wenn die Nachfrage nach Arbeit regional vom Angebot abweicht.
Universal-Lexikon. 2012.